Danke an Chris für's Einrichten! (Word-Tabelle zu HTML-Tabelle = schrecklich :)



Klein, preiswert, überraschend

 










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Charaktere in der aktuellen Szene:
Spieler 1:
# 34 (‘Roter Adept’)
# 700 - 710 [Einheit] (‘Burgwache’)

Spieler 2:
# 111 (‘Yahlson’s Wyvern’)
# 48 (‘Yahlson’)
# 39 (‘Gently’)
# 711 - 713 [Einheit] (‘Burgwache’)












Start

 

Abendlicht liegt auf dem langgestreckten Gebäude aus unverputzten Steinblöcken. Ein rötlicher Schimmer spielt über die großen Fenster, welche im vorderen Teil beide Stockwerke zieren, und läßt die Umrisse der zwei Turmpaare, die die Schmalseiten abschließen, deutlich hervortreten. Einer der Türme scheint beschädigt. Auf Höhe des Giebels des Hauptbaus klafft ein mannshohes, rundes Loch im Mauerwerk; doch die Basis des Turms liegt im Schatten, und im Inneren ist nichts zu erkennen. Das Dach, gedeckt mit taubengrauen Schieferschindeln, ist umsäumt von Wasserspeiern. Wie eine Versammlung mißgebildeter Raben, buckliger Kinder und mitternächtlicher Katzen hocken sie rund um die Dachkante. Nur an einer Stelle, in der Mitte der Längsseite, wird ihr Reigen durch eine Art vorspringenden Giebel unterbrochen. Ein offenes Paar geschwungener Fensterläden gewährt Einblick in ein holzgetäfeltes Zimmer. In der Mitte des Zimmers steht Gently und schreit auf den Roten Adepten ein.

"Das kannst du doch nicht tun!"
Gently steht leicht nach vorne gebeugt, breitbeinig und auf den Ballen ihrer bloßen Füße wippend. Sie schüttelt zornig den Kopf, und ihre kurzen schwarzen Zöpfe fliegen. Mit blitzenden Augen versucht sie, ihrem Gegenüber Vernunft einzureden.
"Laß mich zumindest erst von hier wegkommen!", ruft sie. "Verdammt, ich habe keine Lust, hier zu verbrennen!".
Der Adept, der einige Meter von ihr entfernt steht, wirft ihr einen verächtlichen Blick zu und dreht sich um. Hinter ihm befindet sich eine flache Empore, auf der eine große Harfe und mehrere Ständer mit Flöten und anderen Blasinstrumenten stehen. Offenbar handelt es sich bei diesem Raum um ein Musikzimmer. Mit zwei schnellen Schritten erklimmt der Adept die Empore und wendet sich wieder zu Gently um.
"Ich habe mich entschieden, und wenn ich eine Entscheidung getroffen habe, dann handle ich auch entsprechend - ohne Verzögerung." Er ist nicht viel älter als Gently; sein jugendliches Gesicht mit dem zaghaften, blonden Ansatz eines Vollbartes paßt nicht recht zur Arroganz dieser Aussage. Das scheint auch ihm selber aufzufallen. Er runzelt ärgerlich die Stirn und fügt hinzu, "Also mach dich lieber davon. Du willst wirklich nicht hier sein, wenn ich loslege." Er erlaubt sich ein selbstzufriedenes Lächeln.
Die junge Frau unter ihm faucht ihn an. "Und was ist mit Yahlson und der Wyvern? Sie haben keine Ahnung davon, was du für einen... Irrsinn vorhast!"
Der Adept zuckt gleichgültig mit den Schultern. "Sie gehen mich nichts an. Warne sie, wenn dir daran liegt." Er kniet neben der Harfe nieder; ihr Bug ist in Form einer Frauenbüste geschnitzt, die nun wohlwollend auf seinen Scheitel zu blicken scheint.
Er wirft Gently einen letzten Blick zu und knurrt: "Jetzt geh. Ich werde nicht auf dich warten!". Damit senkt er den Kopf und hebt beide Hände, so daß die Handgelenke in Augenhöhe sind. Er schließt die Augen und scheint in die leere Luft oberhalb seiner Stirn zu greifen. Seine Arme spannen sich an, als ob er etwas ziehen würde.



"Hi, komm rein!"
"Hi!"

"Na, wie fühlst du dich? Heute wirst du das Mädchen los, sage ich dir."
"Von wegen. Du wirst jetzt Zeuge einer hochdramatischen und vor allem erfolgreichen Flucht."
"Jaja. Setz dich, die Kiste läuft schon.


...

... So. Wen haben wir denn...

 
 
11 Mann, voll bewaffnet, in der Burggarde.
... An denen kommt deine Gently nicht so
... schnell vorbei."

"In der Burgwache sind auch drei Mann von mir. Vergiß das lieber nicht!"
"Was können die denn Schlimmes anstellen, außer meinen Leuten in den Rücken fallen? Drei gegen elf, oh wie schrecklich!"
"Wollte dich nur warnen."
"Hm. Außerdem habe ich noch einen direkten physischen Eingriff gut. Nur um DICH zu warnen.

... So. Fertig mit dem Head-Set?" ...
"Ich bin soweit."

"OK. Start."
"Start."

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



 

"Genau darauf arbeiten wir hin, meine Süße."
"Freu dich bloß nicht zu früh."

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Mit einem leisen Geräusch, einem Quietschen wie von einem Stück Metall unter großem Druck, flackert ein Lichtpunkt über seinem Kopf auf.
Gently hat diesem Vorgang schweigend zugesehen. Jetzt macht sie ein paar zögerliche Schritte nach vorne, streckt eine Hand aus und will den Knieenden an der Schulter rütteln. " Ich sage dir, ich..." - weiter kommt sie nicht; als ihre Finger noch ein paar Zentimeter vom Adepten entfernt sind, zischelt eine weißglühende Linie wie ein winziger Blitzschlag an ihren Fingerspitzen vorbei. Für einen Augenblick zeichnet sie einen groben Kreisbogen nach, der von dem Lichtpunkt bis zum Fußboden reicht.
Gently springt fluchend zurück und reibt ihre Finger, die von der Entladung prickeln. Der Adept rührt sich nicht. Für einige Augenblicke steht sie da, die Hände oberhalb des Bundes ihrer ledernen Hose in die Hüften gestützt, und starrt ihn an. Dann dreht sie sich um und rennt aus dem Zimmer.

Das Musikzimmer ist das hinterste in einer Flucht von einem halben Dutzend Räumen entlang des breiten Mittelgangs in diesem Stockwerk. Der Boden des Gangs ist mit dreieckigen Schieferplatten in kreisenden, sternförmigen Mustern belegt. Bei näherer Betrachtung ist die Ähnlichkeit dieser Muster mit den erstarrten Armschwüngen der filigranen Versteinerungen erkennbar, die hier und da durch die polierte Oberfläche schimmern.
Gently kümmert es nicht, was unter ihren Sohlen liegt, als sie aus dem Zimmer schießt und in den Gang in Richtung Treppe einbiegt. Sie rennt, so schnell sie kann, katapultiert sich auf bloßen Füßen aus der Kurve den Gang hinunter; sie glaubt erkannt zu haben, was genau der Adept vorhat, und es spornt sie zu größter Eile an. Tatsächlich fühlt sie leichte Panik in sich aufsteigen, als sie daran denkt, daß sie ihrem Freund Yahlson noch die Warnung übermitteln muß. Yahlson und sein Reittier befinden sich in einem der Türme, zu denen nur von der Außenseite Zugang besteht. Sie hat einfach nicht mehr die Zeit, das gesamte Gebäude zu umrunden und den Turm zu erklimmen! Also anders.



"Na, du kennst ja auch keine Scham. Gleich eine Novasphäre! Möchtest du vielleicht noch ein bißchen mit der Schwerkraft rumspielen, wenn du schon dabei bist?"
"Mir liegt an einem stilvollen Abgang für deine Gently. Sei doch froh... oh, das hätte ins Auge gehen können!"
"Sie hält was aus."

 


"Eineinhalb Minuten, würde ich schätzen."

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im Laufen schleudert sie ihr Bewußtsein seitwärts, durch Mauern und Schiefer, dorthin, wo sie Yahlson’s Präsenz spürt. Die vorbeifliegenden Wände des Korridors verschwimmen wie in einem plötzlichen Schneesturm, dann lösen sie sich in Weiß auf. Einen Sekundenbruchteil lang ist sie blind. Sie fühlt ihren Willen zu sehen herumtasten auf der Suche nach einer Basis, einem Auge; dann kehrt die Sicht wieder, aber sie ist milchig, als betrachte sie alles durch eine Staubschicht. Dies ist tatsächlich der Fall, wie ihr klar wird, als sie zu sprechen versucht und spröde, gespaltene Lippen auf gelben Mahlzähnen reiben spürt. Verdammt - ein Elchkopf. Statt durch den Geist der Wyvern zu sprechen, ist die Projektion ihres Bewußtseins kurz vor dem Ziel in irgendeiner ausgestopften Jagdtrophäe hängen geblieben. Aber egal, sie hat es scheußlich eilig, und zum Aussprechen der Warnung wird es dieser Schädel auch tun. Zumindest ist sie am richtigen Ort, dem Turmzimmer mit dem Loch, das die Wyvern bei ihrer prahlerischen Landung in die Wand geschlagen hat. Undeutlich ist die Gestalt von Yahlson zu erkennen, der auf einem der Mauerblöcke sitzt, die über den Teppich verstreut liegen, und dem schnaubenden Elchkopf jetzt verblüfft den Blick zuwendet.
Gently ist sich ihrer hastenden Füße in einem anderen Teil der Burg bewußt und weiß auch, daß die Treppe nur noch ein Dutzend Meter entfernt ist. Sie schreit ein paar Worte - "Mach, daß du wegkommst! Erdwärts, geh auf Distanz, und SCHNELL!" - in der Hoffnung, daß die muhenden und schnaufenden Laute, mit denen der Schädel ihre Äußerungen durchsetzt, sie nicht völlig unverständlich machen. Bevor sie ihre Sicht zurückreißt in ihren eigenen Körper, sieht sie noch den drachenartigen Kopf der
Wyvern aus den Schatten außerhalb des Mauerlochs nach oben zucken. Der verdatterte Ausdruck auf dem geschuppten Gesicht ist dem Yahlson’s so ähnlich, daß sie darüber lachen würde, wenn sie die Zeit dazu hätte. Dann ist sie wieder in ihrem eigenen Kopf. Mit ihrem ersten Blick versucht sie festzustellen, wie nah sie der Treppe schon ist - und stellt fest, daß sie gerade die erste Stufe hinter sich gelassen und keinen Boden mehr unter den Füßen hat.

"Gute Idee. Anders schafft sie’s nicht mehr."


 




"Hahaaa! Daneben! Wo steckt sie, in einem ausgestopften Hirsch?"
"Ja, Pech gehabt... das müßte aber auch funktionieren. Ich glaube, er wird automatisch belebt...

 

... Da, sag ich’s doch."


 


"HA! Ich verwende meinen Eingriff!"
"Uh-oh... na dann mach mal.


... Also nein. DAS ist fies!

... Hast du den Korridor verkürzt oder den
... Charakter bewegt?"
"Den Korridor verkürzt. So, jetzt ist sie herzlich eingeladen, sich das Genick zu brechen!"
"Mach dir mal keine zu großen Hoffnungen. Sie hat Geschicklichkeit 19."
"Werden wir sehen."

Gently kann einen überraschten Schrei nicht zurückhalten. Es ist noch nie vorgekommen, daß sie ihre eigene Laufgeschwindigkeit so falsch eingeschätzt hat! Zum Glück ist die Treppe nicht besonders steil, eher eine Art kleiner Prunktreppe mit einem breiten Absatz und einer Kehrtwende auf halber Höhe. Dennoch ist Gently mit einer ziemlichen Geschwindigkeit über die erste Stufe hinausgeschossen; der glatte Belag des Treppenabsatzes rast betäubend schnell auf sie zu. Immer noch besser, als auf den kantigen Stufen aufzuprallen, denkt sie, und dann übernehmen ihre Reflexe die Kontrolle.
Gently war schon immer sehr agil und stolz darauf. Aber jetzt ist sie voller
Adrenalin; die Reaktionen ihres Körpers sind automatisch, zu schnell, als daß sie ihnen noch bewußt folgen könnte, und so rollt sie mit ihnen, im wahrsten Sinne des Wortes. Im Fallen krümmt sie sich zu einer Kugel zusammen. Gerade bevor ihre Schultern auf dem Absatz aufkommen, stößt sie sich mit dem rechten Fuß seitlich von der letzten Stufe ab. Sie prallt auf, erhält einen knirschenden Schlag auf den rechten Arm, aber die Hauptlast liegt auf ihren Schultern. Aller Atem wird pfeifend aus ihren Lungen gepreßt. Dank des Seitwärtsschwungs kollidiert sie nicht direkt mit der Wand gegenüber der Treppe, sondern kugelt und schliddert schräg über den Absatz; das gibt ihr einen Moment Zeit, beide Beine nach vorne zu ziehen, und als sie die Mauer erreicht, stößt sie sich mit aller Kraft in Richtung der abwärts führenden Stufen, schafft an der Kante der obersten gerade noch eine Art verkürzten Purzelbaum, kommt mit beiden Füßen ein paar Stufen tiefer sicher auf und läßt ihren Schwung sie in halsbrecherischen Sprüngen die Treppe hinuntertragen.
Unten angekommen, hält sie nicht etwa an, sondern rennt weiter. Durch ihren keuchenden Atem bellt sie ein kurzes, trotz allem amüsiertes Lachen darüber heraus, wie sehr sie dieser nahtlose Übergang von Fall, Abrollen und Weiterlaufen befriedigt. Das alles ist wie ein Tanz, und sie ist eine gute Tänzerin.
 

 

 

 



 


"Au au au...

 


... oh je!

 


...
... He, nicht schlecht, was? Wow! Und WIE sich die zusätzlichen
Geschicklichkeitspunkte gelohnt haben!"

"Zugegeben. Das war nicht übel. Aber warte auf die Burgwache. Die haben durchgehend Stärke 17 und mehr, und Gently hat keine Rüstung."
"Pfff... Rüstung..."

Gently fliegt über die Fliesen der Halle hinweg, die fast das gesamte untere Stockwerk auf ganzer Breite einnimmt. Zu beiden Seiten erstrecken sich Reihen von Fenstern in kunstvoll geschnitzten Rahmen, durch die das Licht der untergehenden Sonne schräg einfällt und ihren hastenden Schatten groß und geisterhaft auf den Boden zeichnet. Die Mauerstücke zwischen den Fenstern sind mit Wandbehängen bestückt, die eine Vielzahl von Wappen und feingezeichneter Heraldik zeigen. Der Großteil ist in Purpur, der königlichen Farbe, gehalten und erscheint im rötlichen Licht fast schwarz.
Auf der östlichen Seite, zu Gently’s Linken, stürzen schwarze Schemen an den Fenstern vorbei. Sie wirft im Laufen einen hastigen Blick hinüber und erkennt in einem der fallenden Bruchstücke den Torso eines Wasserspeiers. Dann fegt in einem Hagel kleinerer Fragmente ein riesiger Schatten vorbei, scheinbar im senkrechten Sturz nach unten.
Die Wyvern ist also davon, hoffentlich mit Yahlson im Sattel.
Gently konzentriert sich wieder auf das Tor am schnell näherkommenden Ende der Halle. Die Platten des Bodens sind hier in langen Zickzack-Linien verlegt, so daß sie das Gefühl hat, den Türflügeln auf dem Rücken eines Blitzes entgegenzurennen. Sie ist sich ziemlich sicher, daß die Wachen bei ihrem und des Roten Adepten Eintritt das Tor nicht hinter ihnen verschlossen haben. Aber im Näherkommen kann sie erkennen, daß die Flügel mit Riegeln und beiden Vorlegebalken verrammelt sind. Zumindest der obere der Balken befindet sich außerhalb ihrer Reichweite. Dann, denkt sich Gently grimmig, öffne ich auf
meine Art. In einer Minute wird es sowieso egal sein, in welchem Zustand sich irgend etwas in diesem Gebäude befindet.
Sie hält nicht an; die gerade getroffene Entscheidung beruht mindestens zur Hälfte auf ihrem kaum realisierten Wunsch, die Choreographie der Eile und Effizienz, die sie bis jetzt durchgehalten hat, nicht zu unterbrechen. In einem ruhigeren Moment wäre ihr dieser Beweggrund vermutlich selber suspekt, doch jetzt neigt sie einfach den Kopf nach vorne, während sie auf das Tor zurast, fixiert das eisenbeschlagene Holz unter dem weißgekalkten Steinbogen, ballt die Fäuste und schreit die Torflügel an: "
Zerspring!"
Sie macht sich nicht die Mühe, den Befehl zu subvokalisieren - "mit halbem Atem und ganzem Geist", wie man ihr beigebracht hat -, und gewöhnlich ist das ein sicheres Rezept für einen Fehlschlag. Aber Gently hat schon immer Schwierigkeiten damit gehabt, in den richtigen Momenten den Mund zu halten, und sie hat sich nach Kräften darum bemüht, diese Einstellung auch auf ihre Zauberei zu übertragen. Ihr Ansatz mag grob sein, doch sie legt immer ihre ganze Konzentration dahinter, und zumindest diesmal geht die Rechnung auf.
Die Torflügel wölben sich schlagartig nach außen. Beide Vorlegebalken zerspringen gleichzeitig mit einem hellen, peitschenden Knall. Dann zersplittern die Bretter in der Mitte des Tors wie unter einem präzisen Hammerschlag - ein genauer Blick auf diese Stelle würde in diesem Augenblick den Abdruck eines Gently-förmigen Körpers im brechenden Holz zeigen, den Kopf kämpferisch vorgestreckt, ein Bein im ausholenden Sprung nach vorne geworfen. Die Planken wirbeln hinaus in den Hof; der linke Flügel löst sich völlig aus seinen Angeln und poltert hinterher.
Über das Krachen der Planken, die sich auf den Steinen draußen verteilen, dringt ein überraschter Ausruf zu Gently herein.
Sie bremst ihren Lauf vor der Toröffnung und steht einen Moment lang keuchend da. Sie fühlt sich ausgelaugt; das Zerstören des Tors hat sie mehr Kraft gekostet als gedacht. Aber obwohl ihr bewußt ist, daß im Hof die volle Burgwache, mehr als ein Dutzend Mann, auf sie warten muß, kann sie jetzt nicht zögern; vor ihrem geistigen Auge sieht sie den wahrscheinlichen Stand der Dinge im Musikzimmer und weiß, daß sie nicht mehr viel Zeit hat.
 

 

 

 

 


"Was ist das?

 

 

... Ah! Na, die kriegst du nicht mehr."
"Das wäre auch eher ein Bonus gewesen. Ich habe nicht ernsthaft damit gerechnet."
"Nein, ich auch nicht."

 

 

 

 

 

 

 

 

"Na klar, sie brüllt einfach los. Weißt du, was mit meinem Adepten passieren würde, wenn er so einen Stunt abzöge? In ein Rauchwölkchen und einen Aschehaufen würde er sich verwandeln - wenn er Glück hat!"
"Cool, oder? Das ist eine intrinsische Fähigkeit von ihr, ich habe nichts dran gedreht. Aber ich mag den Effekt."

 

 

"Oh, eine Projektion? Kunstvoll, muß ich sagen... aber, mein Lieber, ich fürchte, das war’s dann mit Energiepunkten für heute! Wenn der Zauber so teuer war, wie er aussieht, geht sie jetzt für längere Zeit zu Fuß. Unklug, meinst du nicht?"
"Ich vertraue auf das Schicksal. Außerdem ist dein Adept Chaotisch Böse, meine Gently Neutral, moralisch steht mir also sowieso der Sieg zu."

"Dein Wort in meines Gottes Ohr. Aber ich kann dir verraten, er wird nicht zuhören. Deine Charaktere haben durch die Bank die falsche Religion."

Sie versucht ihren Atem zur Ruhe zu zwingen, hält die Hände mit nach oben gewendeten Handflächen vor sich und subvokalisiert diesmal richtig: "Schwerter." Geräuschlos materialisieren sich Gently’s gewohnte Klingen in ihrem Griff.
Gleichzeitig ist sie aber entsetzt über das leere, ziehende Gefühl, das diese simple Teleportation in ihrem Inneren verursacht. Sie ist wirklich am Ende ihres geistigen Durchhaltevermögens. Der kommende Kampf wird hart werden - zwar muß sie nur irgendwie zur Brüstung durchdringen, dann ist sie mit einem einfachen Sprung erst einmal aus der Gefahrenzone... aber in diesem Kampf wird es keine
illusionären Finten geben, keine schattenhaft verpuffenden Schwertschläge, keine betäubenden Schocks durch eine bloße Berührung mit der flachen Klinge. Gently will sich dem nicht stellen. Aber sie hat keine Zeit, keine Zeit!
Sie holt tief Atem, faßt die Schwerter fester und springt über die zertrümmerte Schwelle.
Aber der Hof ist leer.

Gently hinterfragt ihr Glück nicht lange. Sie flitzt über den halbkreisförmigen Hof, auf die hüfthohe äußere Brüstung zu. Auf halbem Wege ruft ihr jemand ein "He!" hinterher, dieselbe Stimme, die sie vorher durch den Torbogen gehört hat. Aus den Augenwinkeln sieht sie im Eingang des linken Turms einen Soldaten in voller Rüstung stehen, unentschlossen, einen halben Schritt im Hof und einen halben drinnen.
Sie kümmert sich nicht um ihn, flankt über die Brüstung, wobei sie es knapp vermeidet, sich an der Spitze des Schwerts das Bein aufzuschlitzen, und läßt sich fallen.
Rund um sie ist Himmel.
Unter ihr glüht eine Wolkendecke im letzten Rot.
Über ihr schrumpft mit zunehmender Geschwindigkeit die winzige schwebende Insel, deren Oberfläche vollständig von einem langgestreckten Gebäude mit vier Türmen und einem kleinen Hof eingenommen wird.

Während die Luft an ihr vorbeirauscht und die Zöpfe um ihr Gesicht flattern, muß Gently endlich lachen. Was bin ich doch dumm. Warum bin ich eigentlich nicht gleich aus dem Fenster gesprungen?
Dann ist die Insel von einem Moment auf den andern plötzlich von einer halbdurchsichtigen Kugel umgeben.
Beim nächsten Herzschlag ist die Kugel mit Feuer gefüllt - nicht Flammen, sondern ein pulsierendes Glühen; eine zweite müde Sonne über den Wolken.
Einen Herzschlag später ist von Insel, Burg und
Feuer nichts mehr zu sehen.

 

 

 


"Hehe. Nichts geht mehr. Das wird ein kurzer Kampf!"
"Hm."

 

 

 

 

"WAS? WaswasWAS?"
"JaWOLL! Hahahaaa, das hat geklappt! Hahaaahahahaaa!"
"Wo sind meine ganzen Soldaten hin? Verdammt, was hast du getrieben?

... Einer! Wo ist denn der ganze Rest?"
"Hahahahahahahahaaaa!"
"He, ich verlange Aufklärung! Haben deine drei Kasper meine Leute bestochen, oder was? Das geht eigentlich gar nicht, die sind alle dumm und loyal!"
"Hahahaha... hehehe... wir können uns ja eine Parallelansicht anschauen. Jetzt warte noch kurz ab, bis das hier zu Ende ist... hehehe..."


 

"Guter Punkt, warum eigentlich?"
"Magisch versiegelt. DA hätte sie sich gewundert! Mehr Glück als Verstand, sag’ ich doch.

... So, ex und hopp. Auch teuer, aber
... ästhetisch wertvoll.

 

-------

Szene beendet

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Parallele angefordert

Ort?.... - Haupthalle ... - Stockwerk 1 [unbetretene Räume]
............ - Turm 1 .......... - Stockwerk 1 [Musikzimmer]
............ - Turm 2 .......... - Stockwerk 1 [Mittelgang]
............ - Turm 3 .......... - Hof
............ - Turm 4 .......... - Aufsicht

Parallele: Hof
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Start


Der Hauptmann schreitet vor seiner Truppe auf und ab. Er ist ein großer Freund von motivierenden Reden. Wenn er die Muße hat, einen Befehl in eine Ansprache einzubauen, dann tut er es mit Freuden. In der Schlacht ist noch genug Gelegenheit für kurze, präzise Order.
Die letzten fünf Minuten hat er die Männer unter seinem Kommando wortreich darauf hingewiesen, welche Ehre und Verantwortung in ihrer momentanen Aufgabe liegt. Die Bewachung einer nominell neutralen Verhandlungsinsel mag im Allgemeinen eine geruhsame Aufgabe darstellen, aber sie hält doch Überraschungen bereit - die schriftlichen Befehle, die letzte Woche ingetroffen sind, scheinen ungewöhnlich. Er will sie seinen Leuten, deren Intelligenz er nicht allzu hoch einschätzt, noch einmal darlegen. Zudem genießt er die dramatischen Farben des Sonnenuntergangs.
"Männer", spricht der Hauptmann also, "unsere Aufgabe ist klar. Die Attentäterin, die dieses Tor unter dem Schutz des
roten Kampfmagiers durchschritten hat, darf die Insel nicht wieder verlassen. Es steht uns nicht zu, diese Entscheidung zu hinterfragen - obwohl, wie ich euch mitteilen kann, mir sofort aufgefallen ist, daß

 

 

... Gut, die Runde geht an dich. Und jetzt
... will ich die Parallelansicht! Was zum
... Teufel war da los?"

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


"Genau so ist es! Versager!"
"Psst."

 

 

-   -   -    -   -   -   -   -   -    -   STATS [‘Gently’]:
-   -   -   -   -   -   -    -   -   -   Stärke 12
-   -   -   -   -   -   -    -   -   -   Geschicklichkeit 19
-   -   -   -   -   -   -    -   -   -   Ausdauer 14
-   -   -   -   -   -   -    -   -   -   Charisma 16
-   -   -   -   -   -   -    -   -   -   Magieresistenz <...

...> es sich bei besagter Person, trotz ihrer oberflächlich gewinnenden Art, offensichtlich um eine in allen Spielarten der List und Tücke geübte Freibeuterin handelt! Also, faßt sie nicht mit Samthandschuhen an; in diesem zivilen Gemäuer gibt es sowieso keine Gefängniszellen." Er geht davon aus, daß alle Soldaten die Bedeutung dieser Worte erfassen. "Nehmt Aufstellung im Hof!"
Bevor die Truppe sich in Bewegung setzen kann, tritt einer der Männer vor und räuspert sich.
"Mit allem Respekt, Sir..." beginnt er.
Der Hauptmann beäugt ihn mißtrauisch. Es handelt sich um einen untersetzten, schwarzbärtigen Kerl, mit genug Narben im Gesicht, um den Bart büschelweise in alle Richtungen abstehen zu lassen.
"Ja, was ist?" knurrt er.
"Sir, seid Ihr sicher, daß es sich um diese Frau handelt?"
"Natürlich bin ich sicher. Nehmt Aufstellung!"
"Sir, mit allem Respekt, Sir..."
Der Bursche weiß offenbar nicht, wann er aufzuhören hat!
"...Sir, dieses Mädchen sieht völlig harmlos aus, und äähh... vielleicht sollten wir sie nicht töten, ehe wir nicht wissen, ob sie es tatsächlich ist..."
Der Hauptmann fühlt, wie die Adern an seinem Hals anschwellen. Dieser Kerl beschuldigt ihn der Unfähigkeit? Er faßt ihn genauer ins Auge. "Sag mal, du bist doch einer von denen, die erst vor ein paar Tagen aus Ludan gekommen sind, he? Einer von den Freiwilligen, he?"
"Jawohl, Sir!"

 


"Puh... das ist aber unschön. Hast du das so eingestellt?"
"Ja, ich find’s informativer. Aber ich kann auch wieder auf Paraphrase schalten... Sekunde..."

 

 

 

 

"AHA! Der Typ ist von dir, oder?"
"Jup."

 



"Was bezweckt er denn damit? Mein Hauptmann wird ihn kaltstellen, und Schluß!

 

 


"Gut, dann hör mir mal zu. Vielleicht ist es in Ludan üblich, dem kommandierenden Offizier Widerrede zu leisten, ABER HIER NICHT!" Er brüllt jetzt. "Ist das KLAR?"
Der Kerl ist jetzt deutlich ins Schwitzen geraten, aber er gibt immer noch keine Ruhe. "Mit allem Respekt, Sir..." - "Und hör auf, mir deinen verdammten Respekt zu bekunden, wenn du mit der Insubordination flirtest!"
Offenbar ist hier härteres Durchgreifen gefragt. Der Hauptmann fixiert die anderen Soldaten. "Gut. Ist hier noch jemand, der irgendwelche - Zweifel - an seinen Befehlen hat?"
Er traut seinen Augen kaum, als noch zwei Männer vortreten, mit unglücklichem Gesichtsausdruck. Wenn er nicht aufpaßt, hat er hier gleich eine Revolution bei der Hand!
"Aha, deine zwei Kameraden aus Ludan, was? Na, euch werd’ ich’s zeigen!", schnarrt er. "Burgwache! Nehmt diese Männer fest und bringt sie in den Ostturm. Wir haben zwar keine Zellen, aber wir werden euch schon sicher unterbringen!"
Erleichtert stellt er fest, daß der Rest seiner Truppe pariert. Die drei Aufrührer werden in die Mitte genommen, und er führt die Garde mit grimmiger Befriedigung in den Ostturm. Während er herauszufinden versucht, welcher Schlüssel die Tür zur Dachkammer öffnet, schallt von unten ein überraschter Ausruf herauf. "Was ist los?", ruft er nach unten. Die Stimme des Soldaten am Fuß der Treppe antwortet, "Die Frau, Sir! Sie hat... das Tor ist, und die Frau -"
"Fang du nicht auch noch an!" knurrt der Hauptmann und wendet sich wieder seinem Schlüsselbund zu. Gerade hat er den richtigen Schlüssel gefunden, als die Welt endet.

---

Szene beendet

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... Genau! Sag ihm die Meinung!


... Also, das gibt’s echt nicht! Hast du dem
... armen Kerl einen Todeswunsch eingepflanzt ... oder so was?

 

... Die anderen beiden auch noch. Sehr subtil ist
... das nicht, muß ich schon sagen.



...
... WAS? Neinneinein!

... Jetzt zieht der Depp die gesamte Truppe ab. ... Ich glaub’s nicht!

... Ich hätte einen brutaleren Charakter als
...Hauptmann nehmen sollen! So ein Mist!"
"Tja... wieder einmal hat die aufrechte Haltung ehrlicher Männer über
Tyrannei und Unterdrückung gesiegt..."
"Erspar mir den Unfug. Du hast diese drei Leute verheizt, genau wie ich die meinen. Die Novasphäre hat nur mein Adept überlebt."
"Wo hast du ihn denn hinteleportiert?"
"Das geht dich gar nichts an. Du wirst ihn schon wieder zu sehen bekommen, verlaß dich drauf! Jetzt sag mal, was hast du deinen Wachen denn für einen
Frosch in den Kopf gesetzt, daß sie sich so verhalten haben? Normalerweise ist es mit der Loyalität doch aus, wenn es für den Charakter lebensgefährlich wird. Das weiß ich ganz genau. Was war das also?"

"Hehe. Selten benutztes Modul, was? Es sollte mich wundern, wenn du es je verwendet hast. Eigentlich sind es zwei, sie laufen unter ‘Zivilcourage’ und ‘Moralischer Impetus’. Klein, günstig und mit Überraschungswert. Sie stehen beide ziemlich weit unten in der Programmbibliothek."
"Hmm... Überraschungswert..."
"Brauchst es überhaupt nicht zu versuchen, als ‘böser’ Spieler darfst du sie gar nicht einbauen. Ätsch."
"Pff! Übrigens, ist dir klar, daß deine Heldin mitten in eine Luftschiff-Armada meiner Korsaren fallen wird?"
"Ich habe eine hervorragend ausgeruhte Wyvern mit einem exzellenten Lanzenreiter in der Gegend, danke der Nachfrage."
"Ja... könnte interessant werden. Gehen wir’s an?"
"Sicher. Start!"
"Start."

Start

                              ©  Florian Weller MMI